Der Kreislauf von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Hormonen sowie die chemischen Reaktionen im Körper werden allgemein als Stoffwechsel bezeichnet. Damit alle Funktionen im Organismus reibungslos ablaufen, müssen die richtigen Mengen Nährstoffe zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Sie werden mit dem Futter aufgenommen und umgewandelt, Schlackenstoffe bzw. Endprodukte anschließend abtransportiert. Das heißt, es besteht im Organismus ein Gleichgewicht zwischen aufbauenden und abbauenden Vorgängen. Doch was passiert, wenn dieses Gleichgewicht gestört wird und durcheinander gerät?
Großen Anteil an der Stoffwechsel-Situation des Pferdes hat dessen Ernährung. Diese muss an die individuellen Bedürfnissen angepasst sein. Geschieht das nicht, gerät der Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Stoffwechselbedingte Erkrankungen beeinträchtigen Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit des Pferdes. Im schlimmsten Fall führen gravierende oder länger andauernde Entgleisungen zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Erkrankungen.
Stoffwechselerkrankungen beim Pferd
Equines Cushing Syndrom (ECS)
Pferde und Ponys mit Cushing Syndrom fallen durch langes, lockiges Fell, großen Durst und häufiges Harnlassen auf; Hufrehe sowie eine schlechte Hufhornqualität und die Neigung zu Hufgeschwüren sind ebenfalls zu beobachten. Bei dem Equinen Cushing Syndrom handelt es sich um eine Tumor-Erkrankung der Hirnanhangsdrüse, wodurch verstärkt Hormone der Nebennierenrinde ausgeschieden werden. Es können Pferde aller Rassen betroffen sein, überwiegend handelt es sich aber um ältere Tiere.
Ähnlich wie bei dem Equinen Metabolischen Syndrom ist der Zuckerstoffwechsel gestört, eine Abgrenzung der beiden Erkrankungen ist in der Praxis nicht immer einfach. Pferde bei denen Cushing festgestellt wurde sollten besonders zucker- und stärkearm ernährt werden. Die Wahl des Futtermittels muss eng mit dem Tierarzt abgestimmt werden, da dies auch Einfluss auf die Einstellung der Medikamente hat. Besonders wichtig ist die Rohfaserversorgung bei gezielter Mineralisierung und Vitaminierung.
Equines metabolische Syndrom (EMS)
Bei dem Equinen Metabolischen Syndrom handelt es sich ebenfalls um eine Störung des Zuckerstoffwechsels. Die Erkrankung wird auch als Wohlstandserkrankung von Ponys und Pferden betrachtet. Die Ursachen: zu viel Körpergewicht und zu wenig Bewegung. In den ausgeprägten Fettdepots, vor allem an Hals und Kruppe, werden Hormone gebildet und an den Körper abgegeben. Diese Hormone stören das Zusammenspiel zwischen Zucker und dem Hormon Insulin, das den Blutzuckerspiegel steuert.
Gefährdet sind vor allem leichtfuttrige und übergewichtige Tiere unabhängig von ihrem Alter. Doch nicht jedes dicke Pferd ist ein EMS-krankes Pferd. Erste Krankheitsanzeichen sind: starkes Schwitzen, Müdigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen sowie eine geschwächte Immunabwehr und chronische Hufrehe. Im fortgeschrittenen Stadium magern die Tiere ab. Damit es gar nicht erst soweit kommt heisst es auf die Fütterung achten: Kraftfutter sollte grundsätzlich reduziert werden, aber langsam! Wird das Pferd auf Nulldiät gesetzt, besteht die Gefahr der sogenannten Hyperlipidämie. Dabei handelt es sich um eine Störung des Fettstoffwechsels, bei der die Lipidgehalte im Blut extrem ansteigen. Es kommt in der Folge zu lebensbedrohlichen Verfettungen innerer Organe.
Polysaccharid Speicher Myopathie (PSSM)
Mit Polysaccharid Speicher Myopathie wird eine Störung des Kohlenhydrat-Stoffwechsels bezeichnet. Von dieser Erkrankung sind Pferde mit naturgemäß starker Bemuskelung wie Quarter Horses oder Kaltblüter häufiger betroffen als andere Rassen.Die Insulinreaktion auf Glucose im Futter ist bei den erkrankten Pferden scheinbar viel stärker, als bei gesunden; als Folge dessen die Glycogen-Konzentration in der Muskulatur deutlich erhöht ist.
Die Pferde sind verspannt, schwitzen und fallen durch wechselnde Lahmheiten und reheähnliche Symptome auf. Auch in diesem Fall ist der Zusammenhang zu Kohlenhydraten groß, eine Entlastung des Stoffwechsels durch stärkearme und rohfaserreiche Futtermittel angebracht.
Durch eine Veränderung der Futterrationen oder gezielte Ergänzung kann bei Stoffwechselstörungen häufig eine Verbesserung für die betroffenen Pferde und Ponys erreicht werden. Energiearme, rohfaserreiche Rationen sind eine gute Grundlage des Speiseplans. Grundlage bildet qualitativ hochwertiges Raufutter. Leichtverdauliche Kohlenhydrate müssen reduziert werden. Diese verbergen sich zum Beispiel in Getreide, Weidegras sowie in Äpfeln, Möhren und melassierten Rübenschnitzeln. Eine Anpassung der Fütterung sollte immer einhergehen mit mäßiger, aber regelmäßiger Bewegung, soweit es die Situation des Pferdes zulässt. Die Grundration kann gezielt mit Vitaminen und Mineralien sowie Leinöl, Soja- oder Distelöl, ergänzt werden. Zudem können bestimmte Kräuter zur Unterstützung des Stoffwechsels eingesetzt werden und sind in bestimmten Situationen zur Ergänzung der Fütterung besonders geeignet.